Corona und Streik

Published by admin on

Das Schuljahr begann erst im November 

Mitte März meldete der Kongo den ersten Coronafall in der Hauptstadt Kinshasa. Der Staat handelte rasch, bereits im April – statt Mitte Juni – begannen die langen Sommerferien, die normalerweise bis Mitte September dauern. Im Juli holten die LehrerInnen die Sechstklässler zurück, um sie auf die staatliche Schlussprüfung am Ende der Primarschule vorzubereiten. Unserem Schulteam gelang dies hervorragend: Alle SechstklässlerInnen bestanden, ein solches Resultat schaffen ganz wenige Schulen.

LehrerInnen-Streik zum Schulanfang

Der Staat verschob den Anfang des Schuljahres 2020/21 auf den 12. Oktober. An diesem Tag erschienen in unsrer Schule aber nur 148 SchülerInnen, etwa die Hälfte der eingeschriebenen. Viele Eltern schickten ihr Kinder nicht zur Schule, weil die Lehrergewerkschaften zum Streik aufgerufen hatten. Die LehrerInnen streikten für besseren Lohn. Der Staat hatte letztes Jahr nämlich verfügt, dass öffentliche Primarschulen kein Schulgeld mehr verlangen dürfen. Er erhöhte die Löhne aber nur wenig. Das hatte zur Folge, dass die LehrerInnen jetzt noch weniger verdienen als vorher, weil der Zustupf der Eltern wegfällt. Zudem hat der Kongo-Franc in den letzten Jahren massiv an Kaufkraft eingebüsst hat. Der Lehrerlohn beträgt jetzt umgerechnet gerade noch 70 Dollar.

Der Staat liess sich vom Streik nicht beeinflussen. Im November gaben die Lehrkräfte auf, zum Wohle der Kinder. Sie befürchteten: würde der Unterricht jetzt nicht beginnen, würden nur wenige Kinder die staatlichen Prüfungen am Ende jeden Schuljahres bestehen. Aber nur mit bestandenen Prüfungen können sie in die nächste Klasse aufsteigen. Unser Verein bessert die Löhne unsrer LehrerInnen zwar nach wie vor auf, sie beteiligten sich aus Solidarität zu den KollegInnen der Nachbarschulen trotzdem am Streik.

„Babouches“ für alle .

In der ersten Schulwoche kam dann zum Blau-Weiss der Schuluniformen noch etwas mehr Farbe in die Schulklassen. Alle Kinder erhielten ein Paar „Babouches“, wie sie Finken dort nennen. Unsre Schule kaufte auf dem Markt gleich 300 Paar Plastik-Finken, Stückpreis: etwa ein Dollar. In der Schweiz kostet ein Paar der Dinger – die bei uns „Crocs“ heissen – selbst beim Billiganbieter 12.95 (!!!). Die Babouches ziehen die SchülerInnen an beim Eintritt in die Klassenzimmer, so bleibt der Boden sauber, auch wenn es regnet und der Schulweg zu einer Matschpiste wird.

Categories: Schule