Wasserverschmutzung im Ruzizi
BUKAVU, Demokratische Republik Kongo, 18. November 2024 (Reuters)
Eine Flut von Plastikmüll, der in einen großen Wasserkraftwerk-Staudamm im Osten des Kongo fließt, führt in mehreren Grossstädten zu regelmäßigen Stromausfällen und stellt die örtlichen Behörden vor eine Herausforderung, die sie zu lösen versuchen.
Der Ruzizi-Staudamm am südlichen Ende des Kivu-Sees, der an Ruanda grenzt, versorgt die Stadt Bukavu und andere mit Strom, und die Stromausfälle schaden den örtlichen Unternehmen.
Das Problem hängt mit der zunehmenden Verwendung von Kunststoffen und der mangelnden Abfallentsorgung in der Region zusammen. Bei starken Regenfällen fließt der Abfall aus dem bergigen Gelände in den See, wo er sich ansammelt und die Maschinen blockiert.
Alex Mbilizi, ein Metallarbeiter in Bukavu, sagte, dass der Stromausfall Probleme verursache.
„Unsere Chefs setzen uns wegen der Verzögerungen bei der Fertigstellung ihrer Aufträge unter Druck, und wir wissen nicht, was wir tun sollen“, sagte er.
Didier Kabi, der Provinzminister für Umwelt und grüne Wirtschaft, gehört zu denen, die an einer Lösung arbeiten. In einem Interview mit Reuters sagte er, dass die Verpflichtung der Haushalte, sich einer Abfallsammelorganisation anzuschließen, dazu beitragen könnte, die Ansammlung von Plastik im See zu stoppen.
„So können wir feststellen, in welchem Umfang jeder seinen eigenen Abfall auf Haushaltsebene sammeln muss“, sagte er.
Eine Reinigung der Oberfläche reicht nicht aus, da sich der Abfall bis zu einer Tiefe von 14 Metern ansammelt. Um Verstopfungen der Turbinen zu verhindern, müssen Taucher das Flussbett reinigen.
Lehrerstreik zu Ende - Lohnerhöhung 18 US-Dollar
(hje) Am Montag, 4. November, haben die Lehrkräfte der öffentlichen Primarschulen im Kongo ihre Arbeit wieder aufgenommen, auch unser Team in Ikoma. Seit Mitte September, dem regulären Beginn des Schuljahres, hatten sie gestreikt für mehr Lohn. Sie bekommen jetzt 18 Dollar ($) mehr pro Monat. So verdienen sie jetzt etwa 110 $ in ländlichen Gegenden wie Ikoma, etwas über 200 in der Hauptstadt Kinshasa, wo die Preise viel höher sind. Gefordert hatten die Lehrkräfte und ihre Gewerkschaften einen Lohn von 500 $. Einen so hohen Lohn kannten Lehre*innen in Grossstädten bis zum Antritt von Staatspräsisident Felix Tshisekedi. Denn bis 2019 mussten die Eltern auch an öffentlichen Primarschulen Schulgeld bezahlen.
2019 Tshisekedi verbietet Schulgeld
Kurz nach der Amtsübernahme 2019 verbot Tshisekedi öffentlichen Primarschulen, Schulgeld zu erheben. Schulgeld war ab den 1990er Jahren üblich geworden in allen Primarschulen. Die Lehrerlöhne waren damals, unter dem Kleptokraten Mobutu, auf 4 $ pro Monat (!) gesunken. Zum Überleben begannen die Lehrer*innen, Schulgeld zu verlangen. Obwohl ungesetzlich, unternahmen weder Staatspräsident Mobutu, noch seine Nachfolger, Vater und Sohn Kabila, etwas dagegen. Sie waren froh, dass die Lehrkräfte das Lohnproblem selbst lösten. Dank der Elternbeiträge verdienten Lehrkräfte bis 2019 auf dem Lande mindestens 20 – 50 Dollar zusätzlich, in Kinshasa bis zu 500 Dollar. Diese Zuschüsse fielen ab 2019 weg.
Zahlenspielerei
Man hätte erwarten können, dass Tshisekedi im Gegenzug die Löhne erhöht, um die Elternbeiträge zu kompensieren. Eine volle Kompensation war gar nicht möglich, dies hätte einen Grossteil des Staatsbudgets gekostet. Auf der Homepage des kongolesischen Staates erklärt Tshisekedi, dass sich der Grundlohn der Lehrkräfte seit Beginn seiner Regierungszeit fast verdoppelt hätte, von 155.130 kongolesischen Francs (CDF) im Jahr 2019 auf jetzt 280 689 CDF. Nur half das den Lehrkräften nichts, denn im Kongo ist der US-Dollar das übliche Zahlungsmittel, und der kostet heute doppelt soviel wie vor 6 Jahren. Für 155.130 CDF bekamen die Lehrer*innen 2019 etwa 90 $. Für die 280 689 bekommen sie jetzt – laut Währungsrechner «oanda» Mitte November 93 $, also etwa gleichviel wie damals. Nur können die Menschen dafür weniger kaufen als damals, denn auch im Kongo sind die Preise gestiegen.
Quelle: https://edu-nc.gouv.cd/le-salaire-moyen-dun-enseignant-est-a-408-333-fc-a-ce-jour-voici-comment-le-calculer/
Überlebens-Künstler
Wie Familien der Lehrer*innen mit einem Lohn von etwa gut 100 auf dem Land, 200 in Städten, überleben können, bleibt ein Rätsel*. Auch auf dem Land kostet ein Kilo Maniokmehl, mit dem die Kongolesinnen ihr Grundnahrungsmittel «Fufu» zubereiten, einen Dollar. Etwa gleich viel kostet ein Kilo Bananen, eine Ananas oder ein Kilo Erbsen, «das Fleisch der Armen». Das geringe Einkommen führt dazu, dass selbst Lehrerfamilien ihre 5 bis 10 Kinder kaum in die kostenpflichtigen Sekundarschulen schicken können, die pro Monat 5-20 $ kosten. Zuerst muss die Miete bezahlt werden, in Bukavu beträgt sie für ein einfaches Holzhaus, ohne Strom und Wasser 30$.
Bis zum nächsten Streik 2025
Die Lehrkräfte haben schon die letzten Jahre zu Schulbeginn gestreikt, allerdings noch nie 7 Wochen.
Der Hauptgrund, warum sie den Unterricht wieder aufgenommen haben: Im Kongo müssen die Schüler*innen nach jedem Jahr eine staatliche Prüfung bestehen, die darüber entscheidet, ob ein Kind in die nächste Klasse kommt oder sitzen bleibt. Die Eltern haben die Lehrkräfte gebeten, zum Wohle der Kinder den Unterricht wieder aufzunehmen, sie haben nachgegeben, und nächstes Jahr werden sie wohl wieder streiken.
*die Lehrkräfte unserer Schule erhalten einen monatlichen Zuschuss von 40$, dieses Jahr zusätzlich ein Smartfon. Beim 10jährigen Bestehen der Schule 2019 erhielten alle Lehrkräfte 1000 USD.