Gratis Primarschule, sinnvoll, aber unbezahlbar

Published by Hansjörg Enz on

Gratis Primarschulen, sinnvoll, aber unbezahlbar

Kurz nach Amtsantritt vor zwei Jahren erklärte der neugewählte Präsident Felix Tshisekedi die Primarschulen für gratis. Das entsprach zwar dem kongolesischen Gesetz, war aber seit fast 30 Jahren anders. Als Folge der Misswirtschaft und galoppierendem Währungszerfall unter Präsident Mobutu waren die LehrerInnenlöhne in den 1990iger Jahren auf wenige USD gefallen. Die Schulen begannen damals Schulgeld zu erheben, um die Löhne aufzubessern und um die etwa 30 % Lehrkräfte zu bezahlen, die keinen Lohn erhielten. Heute zahlt der Staat den PrimarlehrerInnen einen Monatslohn von – je nach Wechselkurs – 70 USD. In Landschulen wie der unseren kamen früher noch etwa 20 USD von den Eltern dazu, dies ergab einen Monatslohn von vielleicht 100 USD. Damit konnten die LehrerInnen einigermassen überleben. Vor allem dann, wenn sie noch Boden besitzen, den sie bebauen können. Trotzdem, der Verlust von 20 USD pro Monat wiegt bei einem so kleinen Lohn schwer. Etwas in unserer Schule, wir zahlen unseren Lehrkräften jetzt 40 statt wie bisher 20 USD USD pro Monat zusätzlich.

Schlimm ist die Situation in öffentlichen Stadtschulen. Statt 1 – 2 USD wie in Landschulen, verlangten die öffentlichen Stadt-Schulen bisher 4 bis 15 USD pro Monat und Kind. So kamen die Lehrkräfte auf 200 bis 500 USD Monatslohn. Der Staat zahlt den Stadt-Lehrkräften zwar eine Zulage, aber sie verdienen jetzt kaum mehr die Hälfte des früheren Lohnes. Heidi Kabangu, die in Kinshasa die Vorzeigeschule „Les Gazelles“ aufgebaut hat, erzählte uns von der Not der Lehrkräfte, viele ihrer besten LehrerInnen hätten ihre Schule verlassen und zu Privatschulen gewechselt.

Schon als Tshisekedi 2018 den Entscheid für Gratis-Schulen verkündete, war klar, dass das nicht aufgehen konnte. Eigentlich hätte er den Ausfall der Schulgelder kompensieren müssen, um die Lehrkräfte bei der Stange zu halten. Das hätte den Staat aber – nach Schätzungen – etwa 40% der gesamten Staats-Budgets gekostet. 

Die Lösung: An vielen Orten sind die Schulen wieder daran, Schulgeld zu verlangen. Das ist Kongo

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