Neuer Name, neue Statuten für unsre Organisation im Kongo
Published by Hansjörg Enz on
Fondation Milondola wird Maendeleo Pamoja
(hje) Seit Oktober 2022 hat unsere Organisation eine neue Rechtsform und einen neuen Namen: Maendeleo Pamoja. Sie ist eine ASBL, eine anerkannte gemeinnützige ONG. Die Überprüfung der alten Dokumente ergab, dass die Fondation Milondola staatlich gar nicht anerkannt war. Der Weg zur neuen Rechtsform gibt Einblick in die Arbeit von Juristen und staatlichen Stellen im Kongo
2013 gründeten wir die Fondation Milondola, unsere Partner-Organisation im Kongo. Sosthène Birali, Leiter der über 100 Radio-Clubs von Radio Maendeleo und Venant Zihalirwa, Lehrer und Präsident eines der Radioclubs versprachen, die Organisation staatlich beglaubigen zu lassen.
Wir nahmen an, das sei geschehen, erhielten aber nie eine entsprechende Mitteilung. Beim Projektbesuch 2017 traf ich (Hansjörg Enz) Maître Thérèse, Chefin der Rechtsabteilung des Spitals Panzi von Friedensnobelpreisträger Denis Mukwege. Ich diskutierte mit ihr über unsere Organsation und sie war bereit unsere Statuten zu überprüfen. Sie fand heraus, dass die Statuten juristisch unklar formuliert sind; sie seien eine Mischung aus Fondation (Stiftung) und Asbl (Non-Profit Organisation). Schlimmer aber: Milondola war vom Gouverneur gar nie beglaubigt worden waren.
Ein Jurist und Kollege unsres damaligen Koordinators versprach dann, den Prozess bis zur Beglaubigung für 500 Dollar durchzuziehen. Er erhielt das Geld, arbeitete etwas am Entwurf von Thérèse, erklärte dann seine Arbeit dann für beendet.
Glücksfall Maître Léon
Als wir wussten, dass wir einen grösseren Betrag erhalten werden vom Frauenfelder 2 Stunden Lauf, war es klar, dass wir die Beglaubigung unserer Organisation im Kongo wieder an die Hand nehmen müssen. Nielsen Witanene, unser Finanzchef vor Ort, schlug Anfang 2022 vor Léon Tchendje vor. Léon ist ein Jurist, der seit Jahren für die NGO La Benvolencija arbeitet, bei der Nielsen angestellt ist.
Léon erklärte sich bereit, für uns zu arbeiten. Er hat Erfahrung mit dem Prozedere und kennt die wichtigen Leute auf dem Weg zur Anerkennung. Innerhalb von zwei Wochen schrieb er neue Statuten. Diese besprachen wir in der Schweiz und mit unsren Leuten vor Ort. In einer Nachtsitzung während meiner Projektreise im Juni 22 erstellten wir gemeinsam die Schlussfassung und klärten wichtige Fragen:
Müssen wir die alte Organisation in einer Generalversammlung auflösen? „Nicht nötig“, meinte Léon, die Fondation Milondola existiert offiziell gar nicht“. Die Statuten waren 2013 zwar bei den staatlichen Stellen deponiert worden, gelangten aber nie bis zum Gouverneur. Eine wichtige Frage auch: Was kostet uns diese Beglaubigung. Ich erschrak etwas, als ich die Summe hörte: 1500.- Dollar. Leon erklärte den Weg: Zuerst notarielle Beglaubigung, dann Gang durch die verschiedenen Amtsstuben. Dort lange Diskussionen führen, den offiziellen Preis für die Dienstleistungen bezahlen, plus „Motivationen“ aushandeln für die zuständigen Staatsdiener. Dieses Prozedere ist im Kongo völlig normal. Da Staats-Angestellte schlecht oder – in unteren Chargen – gar nicht bezahlt werden, kommen sie so zu ihrem Einkommen.
Der Weg bis dahin koste nach seiner Erfahrung 800.- Dollar, bleiben 700 Dollar für seine Arbeit.
Léon sucht beim Gouverneur nach unseren Statuten
Schon Im September meldete Léon, die Unterlagen seien beim Gouverneur. Dann hörten wir nichts mehr. Auf Nachfragen sagte Leon, er habe diverse Male beim Gouvernorat vorgesprochen, bisher ohne Erfolg.
Im Februar 2023 schritt er dann zur Tat. Ein befreundeter Kollege in der Administration verschaffte Leon Zugang zum entsprechenden Büro im Amtssitz des Gouverneurs. Er erlaubte Léon, dort selber nach den Statuten von Milondola Pamoja zu suchen (!!). Und siehe da, er fand das Dokument in einem der vielen Akten-Stapel. Der Gouverneur hatte unsere Statuten bereits am 29. Oktober 2022 unterschrieben. Damit ist Maendeleo Pamoja in der Provinz Süd-Kivu offiziell anerkannt.
Die offene Frage mit der staatlichen Anerkennung
Laut Maître Leon hat die Sache noch einen Haken. Die Provinzverwaltung muss beglaubigte Statuten nach Kinshasa schicken. Dort müssen sie auch noch vom Staat Kongo beglaubigt werden. Weil die Mühlen in den Büros der Hauptstadt noch langsamer und noch un(t)ergründlicher arbeiteten, habe sich Folgndes eingebürgert: Die Beglaubigung einer Provinz gilt für das ganze Land, wenn innert 6 Monaten kein Einspruch aus Kinshasa erfolgt.
Diese Frist ist im April 23 abgelaufen, bis jetzt (Januar 24) haben wir nichts gehört aus Kinshasa.