Informatikstudium ohne Computer?

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Seit 11 Jahren begleitet mich mein MacBook, es reiste mit mir wohl 30 x nach Afrika, diesmal soll es dort bleiben, das war mein Plan. Es funktioniert noch immer gut, wem also geben? Da helfen gibt Zufälle, die vielleicht keine sind. In der Kloster-Anlage sehe ich oft eine junge Frau, manchmal mit einer Kollegin. Irgendwann spreche ich sie an. Es stellt sich heraus, dass Chanceline Informatik studiert an der Katholischen Universität Bukavu. Die UCB ist eine der Universitäten, die seit langem bestehen und Ausbildungen mit einer gewissen Qualität anbieten.

Chanceline kommt nach dem Unterricht zu den Missionaren, weil sie zu Hause keinen Platz hat, um Aufgaben zu machen. Oft tippt sie auf ihrem winzigen Smartfon, nicht weil sie am Chatten ist, sondern, weil sie damit Aufgaben macht. Sie besitzt nämlich keinen Computer. Sie wäre Kandidatin für das MacBook.

Chanceline erzählt offen und frei heraus, dass sie unterfordert ist im Studium, dass sie mit Hilfe des Internets zusätzlich zu lernen versucht, dass sie gerne in Rwanda studieren möchte, wo die Ausbildung besser sei. Ich bitte dann Bertin Mungombe, sich mit Chanceline zu unterhalten, ich frage auch Padre Franco, der ihr erlaubt hat in der Klosteranlage Aufgaben zu machen, ob es sinnvoll sei, Chanceline zu unterstützen. Denn es geht nicht nur um den Laptop. Es stellt sich nämlich heraus, dass sie nächste Woche von der UCB ausgeschlossen wird, wenn sie bis dann nicht die Rest der Studiengebühren bezahlen kann. Es wäre das zweite Mal, schon letztes Jahr war es der Familie nicht gelungen das nötige Geld zusammen zu bringen. Wir machen ab, dass wir mit ihren Eltern reden möchten und schlagen ihr einen Vertrag vor: Wir zahlen die fehlenden 450 USD, damit sie das erste Studienjahr abschliessen kann. Wir stellen in Aussicht, dass wir sie weiter unterstützen, allerdings mit Bedingungen. Sie muss erstens weiterhin zur Spitzengruppe ihres Studienganges gehören. Dass sie dazu fähig ist, zeigt ihr Abschlusszeugnis der 6jährigen Sekundarschule. In den Klassen 11 und 12 war sie einmal beste, einmal zweitbeste. Zweite Bedingung: Sie meldet sich jeden Monat bei Bertin und berichtet über den Fortgang ihres Studiums. Dritte Bedingung: Sie schreibt regelmässig Beiträge für unsere Homepage  www.maendeleo.ch. Vielleicht gibt es also auf unsrer Page bald Chancelines Blog, wo sie über das Leben von Frauen und Männern ihrer Generation schreibt.